NOV 24, 2021

Was haben Olivenkerne mit Grillen und Fußballplätzen gemeinsam?

Weltweit werden jährlich etwa bis zu 3 Millionen Tonnen Oliven produziert. Als Hauptproduzent und Exporteur von Olivenöl gilt die Europäische Union, angeführt von Spanien, Italien und Griechenland.

Die Oliven werden zu Öl gepresst oder eingelegt als Delikatesse verkauft - häufig entsteint. Bei der Verarbeitung von Oliven bleibt eine große Menge an Kernen übrig. Für den ehemals wertlosen Nebenstrom gibt es heute einige innovative Ideen und Möglichkeiten diesen weiterzuverarbeiten. Somit werden vorhandene Ressourcen weiterverwendet und andere an gleicher Stelle gespart. Die Weitergabe und Nutzung von natürlichen Rohstoffen trägt zu einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft bei.

Grill-Briketts aus Olivenkernen

Das Unternehmen „OlioBric“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Grill-Briketts aus Olivenkernen – anstelle von ressourcenintensivem Tropenholz – herzustellen. Bei der Herstellung von Olivenöl werden üblicherweise die ganzen Oliven, inklusive Kernen, ausgepresst. Der dabei entstehende Oliventrester wird dann zunächst zum Ausbrennen von Kalk in einer Kalkbrennerei genutzt und anschließend zusammen mit pflanzlicher Stärke zu den Grillbriketts gepresst. Somit werden die vorhandenen Olivenkerne nachhaltig und ressourcenschonend weiterverarbeitet und es müssen keine Bäume eigens für diese Produktion gefällt werden.

Upcycling von Olivenkernen in verschiedenen Industrien – als Olivenkernmehl

Darüber hinaus können die Olivenkerne zu Pulver oder Mehl verarbeitet werden. Dazu werden die Kerne und die Olivenmasse durch Schleudern und die dadurch entstehende Zentrifugalwirkung voneinander getrennt. Nachdem im Anschluss die Kernreste mechanisch gereinigt wurden, können sie zu hochwertigem Mehl oder Pulver gemahlen werden.

Das entstandene Olivenmehl kann als umweltschonende Alternative zu Mikroplastik in der Kosmetikindustrie angewandt werden. Bei dem natürlichen Rohstoff handelt es sich um biologisch abbaubare raue Partikel, die beispielsweise in Körper-Peelings ihre Anwendung finden. Die Beschaffenheit der Olivenkerne – ihre Stabilität und Härte – hat den Vorteil der Ressourceneinsparung bei der Herstellung von z.B. Reinigungsmitteln oder Handseifen.

Sowohl die Partikel aus Mikroplastik als auch die aus Olivenkernen sollen Oberflächen mechanisch reinigen. Im Gegensatz zum Olivenkernmehl ist das Mikroplastik allerdings sehr umweltschädigend. Das zeigt sich bereits in dessen Herstellung, denn Mikroplastik wird aus Erdöl, einem endlichen fossilen Stoffgemisch, hergestellt. Oliven(-bäume) dagegen sind ein nachwachsender Rohstoff. Darüber hinaus gelangt der Mikrokunststoff über die Abflüsse in die Meere und braucht dort bis zu 500 Jahre, um sich zu zersetzen.

Durch seine positiven Eigenschaften kann das Olivenkernpulver als Superfood-Zutat in verschiedensten Lebensmitteln eingesetzt werden. Es enthält viele Kohlenhydrate und leicht verdauliche Ballaststoffe, außerdem weist es keine Allergene wie Gluten auf. Neben den gesundheitsfördernden Eigenschaften hilft es Produkten die gewünschte Textur zu verleihen und dient als natürliches Verdickungsmittel. Das Olivenkernmehl kann nicht nur in der Lebensmittel-, sondern auch in der Futtermittelproduktion, anstelle von Fisch- oder Knochenmehl für vegetarische oder vegane Tiernahrung, eingesetzt werden.

Wie lassen sich Olivenkerne und Kunstrasen verbinden?

Auch bei der Herstellung von Kunstrasenplätzen und -spielfeldern können Olivenkerne als nachhaltige Option eingesetzt werden. Der Kunstrasen steht ohnehin in der Kritik, da er aus unterschiedlichen Kunststoffen besteht, die so stark miteinander verarbeitet werden, dass sie bei der Entsorgung kaum oder nur mit sehr viel Aufwand voneinander getrennt werden können. Kunstrasen bestehen üblicherweise aus einem Polypropylenboden, die “Grashalme” aus silikonbeschichteten Fasern und einem Mikroplastikgranulat, das zwischen die Halme gekippt wird. Aus diesem Grund können die entsorgten Kunstrasen nicht recycelt und anschließend wiederverwendet werden, sondern kommen in die Verbrennung.

Zumindest für das Mikroplastik haben einige Kunstrasenplätze-Hersteller eine alternative Lösung entwickelt. Hier können Sand oder granulierte Olivenkerne den herkömmlichen umwelt- und gesundheitsschädlichen Kunststoff ersetzen. Die Verwendung von Mikroplastik wird kritisiert, da die synthetischen Polymere in die Umwelt gelangen und sich dort nur sehr schwer und lange abbauen. Der Einsatz von Olivenkerngranulat soll die gleiche Stabilität und den gleichen Spielkomfort bieten wie das herkömmliche Mikroplastik.

An dieser Stelle wird demnach nicht nur der Olivenkern als Nebenprodukt der Olivenölherstellung weiterverwertet, sondern auch ein umweltschädliches Material durch ein natürliches ersetzt.

Energie aus Olivenkernen

Bereits in der Antike wurden im Mittelmeerraum trockene Olivenreste verbrannt, um damit zu heizen oder zu kochen. Auch heute können Olivenkerne ebenso wie Kaffeesatz, Traubenstiele und Reishülsen als ursprüngliches Nebenprodukt zur Erzeugung von Wärme, Strom, Biogas und Biokraftstoff verbrannt werden. Die Verbrennung stellt den letzten Schritt in der Wertschöpfungskette dar. Auch hier werden zuerst die zerkleinerten Olivenkerne vom restlichen Trester getrennt und anschließend getrocknet. Der übriggebliebene Trester wird häufig zu Frittieröl oder Öl für Konserven weiterverarbeitet und die getrockneten Kerne gelangen weiter in die Verbrennung. Die Olivenbiomasse setzt bei ihrer Verbrennung eine beachtliche Menge an Energie frei und ihr Brennwert übertrifft den von Holzabfällen bei weitem. Die produzierte Energie kann nach Bedarf direkt in eigenen Prozessen der Olivenölherstellung weitergenutzt werden.

Da es sich bei der Verbrennung um Downcycling handelt, sollten die anderen vorgestellten Möglichkeiten bevorzugt angegangen werden. Dennoch ist es als letzten Schritt sinnvoll, aus Abfallprodukten, die nicht recycelt oder upcycelt werden können, Mehrwert zu schöpfen, indem sie energetisch verwertet werden.

Biomasse ist der wichtigste erneuerbare Energieträger in Deutschland. Wenn die Biomasse direkt aus Neben- oder Restprodukten gewonnen wird, gestaltet sich der Prozess der Energiegewinnung noch nachhaltiger. Aus Biomasse bzw. vermeintlichen Abfallprodukten Energie zu gewinnen, ist ein Beitrag dazu, eine ökologische und nachhaltige Kreislaufwirtschaft herzustellen. Der Verbrennung von Rest- und Abfallprodukten wird damit großes Potential für die zukünftige Energieproduktion in Deutschland zugeschrieben.

Olivenkerne stellen kein Abfallprodukt, sondern eine nachhaltige und vielseitige Ressource dar. Diese kann in unterschiedlichen Industrien als nachhaltiges Material zur Weiterverarbeitung eingesetzt werden. LEROMA möchte auf diese Chancen und Möglichkeiten der Weiterverwertung von Nebenprodukten sowie von Überschüssen aufmerksam machen und Unternehmen dazu anregen der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken und sie damit zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft motivieren.

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