AUG 25, 2021

Natürliche Düngemittel durch Upcycling

In unserem Magazin haben wir Ihnen bereits verschiedene Reststoffe vorgestellt, die bei der Lebensmittelverarbeitung anfallen und eine meist noch unentdeckte Anwendungsvielfalt bieten. Den Beginn machte unser Artikel über die Einsatzmöglichkeiten von Kaffeesatz Anfang Februar, gefolgt von Walnussschalen, Eierschalen, Fischresten und weiteren. So wollen wir kontinuierlich auf die Verschwendung wertvoller Rohstoffe aufmerksam machen, die im Sinne einer Kreislaufwirtschaft weitergegeben werden können. Die Nutzung von Reststoffen stellt für verschiedene Industrien eine günstige und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen, teilweise künstlichen Materialien dar und reduziert darüber hinaus die CO2-Emissionen und Kosten, die bei ihrer Entsorgung anfallen würden.

Diese Woche haben wir uns mit Reststoffen befasst, die unter anderem als natürliches Düngemittel dienen können, weil die enthaltenen Nährstoffe den Boden anreichern und von Pflanzen genutzt werden können.

Kaffeesatz

Wir haben bereits berichtet, dass Kaffeesatz unter anderem als natürlicher Dünger genutzt werden kann, aber möchten diese Anwendungsmöglichkeit hier einmal weiter ausführen. Der Kaffeesatz entsteht als Nebenprodukt bei der Produktion von löslichem Kaffee und zwar nicht nur in Privathaushalten, sondern vor allem bei der industriellen Herstellung von löslichen Kaffeevarianten und kaffeehaltigen Getränken. So kommt auf die Produktion von einem Kilogramm löslichen Kaffee etwa zwei Kilogramm Kaffeesatz. Die enormen Mengen des Reststoffs können und sollten gesammelt werden, denn er ist reich an Stickstoff, Kalium, Phosphor, Gerbsäure und Antioxidantien; Nährstoffe, die wertvoll für Pflanzen und auch Bestandteile herkömmlicher Dünger sind.

Stickstoff ist ein besonders wichtiges Düngeelement, da Pflanzen ihn für ihr Wachstum benötigen und viele Böden eher stickstoffarm sind. Phosphat regt die Blütenbildung an, fördert die Fruchtreife und kann Mangelsymptome verhindern. Kalium ist wichtig für den Zellaufbau und erhöht die Stabilität der Pflanzen, wodurch die Widerstandsfähigkeit gegen Kälte und Trockenheit verbessert wird. Die enthaltene Gerbsäure ist der Grund dafür, dass der Kaffeesatz einen niedrigen pH-Wert hat und den Boden ansäuert. Der Reststoff ist also besonders gut für säureliebende Pflanzen wie Tomaten, Bohnen, Gurken und Heidelbeeren geeignet. Zusätzlich kann er weitläufig verteilt vor Schnecken schützen, da er für viele Arten giftig ist und er neutralisiert die Spuren, die Ameisen zur Orientierung legen.

Wichtig ist, dass der Kaffeesatz vor Gebrauch getrocknet wird, da er im feuchten Zustand leicht schimmelt und nicht zur Düngung von Setzlingen angewendet wird, weil diese das Koffein nicht vertragen.

Kaffeesatz kann nicht nur dem Boden untergehoben, sondern auch auf den Kompost gegeben werden. Dort beschleunigt er die Zersetzung und bietet Nahrung für Regenwürmer. Der Kaffeekonsum stieg 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent, von einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 166 Litern pro Jahr auf 168 Liter. Somit ist der Reststoff dauerhaft in großen Mengen verfügbar und bietet eine natürliche Alternative zu mineralischen Düngemitteln.

Mineralische Dünger werden mithilfe von chemischen Verfahren hergestellt und häufig benutzt, weil sie sehr schnell wirken und akute Nährstoffmängel von Pflanzen in kurzer Zeit beheben können. Die benötigten Bestandteile werden oft von Sedimentgesteinen gewonnen, Ablagerungen, die eine besondere Fossilienhäufigkeit aufweisen und viele Nährelemente enthalten. Die Nährstoffe liegen als Salz in einer festen, kaum löslichen Verbindung vor und müssen chemisch aufbereitet werden, damit sie sich im Boden lösen und von den Pflanzen aufgenommen werden können. Stickstoff wird für mineralische Düngemittel synthetisch hergestellt, wofür ein großer Energieaufwand nötig ist. Im Allgemeinen ist es nicht sinnvoll, dauerhaft nur mit Mineraldüngern zu arbeiten, denn mit der Zeit werden organische Substanzen abgebaut und nicht erneuert, d. h. die Bodenfruchtbarkeit verschlechtert sich. Außerdem kann sich der Säuregehalt des Bodens verändern, was unter anderem die Nährstoffaufnahme der Pflanzen hemmen und damit das Wachstum negativ beeinflussen kann. Darüber hinaus passiert es bei falscher Anwendung schnell, dass überschüssige Nährstoffe ausgewaschen werden und das Grundwasser verunreinigen.

Eierschalen

Neben Kaffeesatz sind auch Eierschalen ein Reststoff, der in enormen Mengen zur Verfügung steht und viel zu selten genutzt wird. In unserem Artikel über die Anwendungsmöglichkeiten der Schalen haben wir bereits erwähnt, dass diese wegen dem Calcium, aus dem sie hauptsächlich bestehen, als Düngemittel verwendet werden können. Calcium ist nicht nur für Mensch und Tier ein essenzieller Nährstoff, welche den Mineralstoff für die Stabilität ihrer Knochen benötigen, sondern auch für Pflanzen. Das Calcium lockert den Boden und fördert die Nährstoffaufnahme und somit das Pflanzenwachstum. Eierschalen eignen sich kaum als alleinstehendes Düngemittel, da sie fast nur Calcium liefern, aber sie können mit anderen Düngemitteln kombiniert werden oder vor allem für calciumarme Böden wie Torferde oder besonders kalkliebende Pflanzen wie Kartoffeln oder Kohl eingesetzt werden. Außerdem erhöht Calcium den pH-Wert von Böden und kann so zum Beispiel einer Übersäuerung entgegenwirken.

Um Eierschalen als Dünger zu verwenden, sollten sie zerkleinert oder sogar gemahlen werden, denn je kleiner sie sind, desto schneller zersetzen sie sich und entfalten ihre Wirkung. Die zerkleinerten Schalen sind gleichzeitig eine gute Abwehr gegen Schnecken, die sich an den scharfkantigen Stücken verletzen würden und sich deshalb von ihnen fernhalten.

Gerade weil sich die Schalen eher als Zusatzdünger eignen und oft mit anderen Mitteln kombiniert werden, sollte genau beachtet werden, welche Stoffe mit Calcium reagieren, denn zum Beispiel in Verbindung mit Phosphat, welches in vielen mineralischen Düngern enthalten ist, bilden sich schwer lösliche Calciumphosphate, wodurch die Nährstoffe für Pflanzen unerreichbar werden.
Für den Kompost sind Eierschalen nicht geeignet, denn sie sind keine organische Substanz und zersetzen sich nur sehr langsam.

Gärreste

Bei der Vergärung von Biomasse zur Erzeugung von Biogas bleiben feste oder flüssige Rückstände zurück, die als Gärrest, Gärprodukt oder Biogasgülle bezeichnet werden und als Düngemittel eingesetzt werden können. Im Allgemeinen sind die Gärreste reich an Stickstoff, Ammonium, Phosphor, Kalium und Schwefel, allerdings hängt die Nährstoffzusammensetzung der Rückstände stark davon ab, woraus die Biomasse besteht, bei deren Vergärung sie anfallen. Auch Magnesium, Calcium oder andere Nährstoffe bleiben in den Gärresten zurück, wenn sie von den Rohstoffen in der Biomasse zugeführt werden. Die enthaltenen Nährstoffe sind sehr leicht für die Pflanzen verfügbar und müssen nicht weiter aufbereitet werden. Außerdem haben die Gärreste eine geringe Viskosität und dringen schnell in den Boden ein, was zum Beispiel im Vergleich zu Gülle ein Vorteil ist; der Urin und Kot landwirtschaftlicher Nutztiere, der ebenfalls als Düngemittel verwendet wird.

Die Gärreste erhöhen die mikrobielle Aktivität des Bodens für etwa 9 Wochen, was sich positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirkt. Sie sollen darüber hinaus auch die Aggregatstabilität erhöhen, d. h. der Boden kann leichter bearbeitet werden und die durch Wasser oder Wind verursachte Bodenabtragungen werden reduziert.

Etwaige Schadstoffgehalte wie Schwermetalle, sind so niedrig, dass sie bei der landwirtschaftlichen Nutzung kein Risiko darstellen.

Bananenschalen

Pro Kopf werden in Deutschland etwa 11,4 Kilogramm Bananen im Jahr konsumiert. Die beliebte Frucht aus dem Süden hat aber mehr zu bieten als das vitaminreiche Fruchtfleisch, denn die Schalen, die regelmäßig entsorgt werden, sind ein natürliches Düngemittel. Sie enthalten Magnesium, Phosphor, Calcium, Stickstoff, Schwefel sowie weitere Spurenelemente und vor allem Kalium. Da konventionell angebaute Bananen regelmäßig mit Fungiziden behandelt werden, sollten für die landwirtschaftliche Nutzung die Schalen von Biofrüchten verwendet werden. Sie können frisch oder getrocknet und in Wurzelnähe in den Boden eingearbeitet werden. Es wird empfohlen, sie zu zerkleinern, damit die Nährstoffe besser und schneller aufgenommen werden können, zum Beispiel von Rosen, Tomaten, Gurken oder Karotten. Die Schalen fördern die Blütenbildung und verbessert die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen.

Sie können auch auf den Kompost gegeben werden, da sie sich sehr schnell zersetzen. Neben den in diesem Artikel aufgezeigten Reststoffen können auch viele weitere Gemüseabfälle kompostiert werden, wenn sie nicht mehr für den Verzehr geeignet sind, um sie vor der Tonne oder Ablagerung auf Deponien zu bewahren. Der Kompost besteht aus zersetztem organischen Material, fördert das Bodenleben und verbessert die Bodenstruktur.

Reststoffe enthalten zahlreiche wertvolle Nährstoffe, die viel zu oft ungenutzt bleiben, obwohl sie zum Beispiel eine nachhaltige Alternative zu mineralischen Düngemitteln sind. Wir von LEROMA möchten mit diesem Artikel ein weiteres Mal darauf aufmerksam machen, dass bei der Lebensmittelverarbeitung anfallende Nebenprodukte ein unglaubliches Potenzial haben.

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