Jan 14, 2021

Der Umschwung zu pflanzlichen Milchalternativen

Pflanzliche Substitute zu Kuhmilch sind in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt und bei vielen Verbrauchern nicht mehr wegzudenken. Diese Entwicklung zeigt sich unter anderem durch den kontinuierlichen Rückgang des Konsums von Kuhmilch. In 2014 lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Kuhmilch und ihren Erzeugnissen wie Käse, Joghurt und Butter noch bei 56,3 Kilogramm im Jahr; bis 2018 ist er um zehn Prozent gesunken und 2019 verbrauchten die Menschen pro Kopf dann „nur” noch knapp 50 Kilogramm Milch. Das entspricht einem erneuten Rückgang von drei Prozent innerhalb von einem Jahr. Gleichzeitig verzeichnen pflanzliche Milchalternativen eine Absatzsteigerung von mehr als 30%. Das zeigt ganz deutlich, dass Unternehmen zwingend auf den Trend reagieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dass viele Menschen sich von der Kuhmilch abwenden, liegt vor allem an den enthaltenen Allergenen, Laktose-Intoleranz und einem neuen Bewusstsein, welches sich unter anderem in einer veganen Ernährung widerspiegelt. Allein Laktose-Intoleranz betrifft mindestens 10% der Deutschen, Tendenz steigend. Pflanzenbasierte Getränke bieten eine willkommene Alternative, da sie Laktose-, Milcheiweiß- und glutenfrei sind, mit Ausnahme von Haferdrinks, die Gluten enthalten. Bei Sojagetränken ist allerdings Vorsicht geboten, da Menschen, die unter Allergien leiden, oft auch auf Soja-Proteine reagieren.

Der Begriff „Milch” ist also für Endkonsumenten nicht mehr so eindeutig wie noch vor ein paar Jahren. Ein Großteil der Verbraucher denkt dabei nicht nur an Kuhmilch, sondern auch an die pflanzlichen Alternativen.

Der Begriff „Milch” ist in der Milchindustrie allerdings Erzeugnissen der normalen Eutersekretion, also durch Melken gewonnenen Produkten, vorbehalten, weswegen viele Hersteller von pflanzlichen Milchalternativen die Begriffe “Getränk” oder “Drink” für ihre Produkte verwenden.


Der Umschwung zu pflanzlichen Milchalternativen

Bei LEROMA beschäftigen wir uns täglich mit den zahlreichen Rohstoffen, die unter anderem zur Herstellung von pflanzlichen Substituten für Milch verwendet werden. Meist dienen Sojabohnen, Mandeln, Hafer, Kokosnüsse, Reis, Hanf und inzwischen auch Erbsen und Lupinen als Grundlage. Bei ihrer Verarbeitung zu Milch wird vor allem zwischen dem Nass- und Trockenverfahren unterschieden.

Beim Nassverfahren werden die Rohstoffe in Wasser eingeweicht oder damit verrührt, wodurch sie im nächsten Schritt leichter zu verarbeiten sind. Sie werden gespült, abgetropft und anschließend mit Hammermühlen zerkleinert und zu einem glatten Püree oder einer Paste gemahlen.

Beim Trockenverfahren werden die Pflanzen getrocknet, manchmal blanchiert und meist mit Hammer- oder Stiftmühlen zu Mehl gemahlen. Im nächsten Schritt können die Proteine, wenn gewünscht, von der Stärke und den Ballaststoffen getrennt werden, um dann das Proteinkonzentrat zur Formulierung des Getränks zu verwenden.

Bei einigen Rohstoffen lässt sich die ideale, glatte Endtextur leicht erreichen, aber in einigen Fällen bleiben Schalen oder andere faserige Bestandteile zurück. Diese können herausgefiltert, zentrifugiert oder mit Feinmalverfahren zu sehr kleinen Partikelgrößen verarbeitet werden, um die gewünschte Endkonsistenz erhalten. Schließlich werden in beiden Verfahren die Mischungen homogenisiert und erhitzt oder unter Hochdruck verarbeitet, um die Getränke zu konservieren und alle Bakterien und potenzielle Krankheitserreger abzutöten.

Das Trockenverfahren führt oft zu einem höheren Proteingehalt in den Endprodukten als das Nassverfahren, denn durch das Einweichen und Filtern mit Wasser gehen leider viele wertvolle Nährstoffe verloren. Deswegen werden bei der endgültigen Formulierung der Pflanzengetränke oft Vitamine und Mineralien ergänzt. Zudem können je nach Wunsch Wasser, Verdickungsmittel, Aromen und Zucker für die Konsistenz und den Geschmack hinzugefügt und die Menge der enthaltenen Fette verändert werden.

Der Herstellungsprozess beeinflusst maßgeblich die Qualität des Endproduktes, doch schon während der Wachstumsphase können die Eigenschaften der Pflanzen durch Veränderungen des Klimas, des Bodens und der Umgebung minimal variieren. Diese subtilen Veränderungen müssen im Herstellungsprozess erkannt und ausgeglichen werden, um ein ideales Produkt zu erzeugen. Darüber hinaus sehen sich sowohl Hersteller als auch Lieferanten mit der Herausforderung der Lagerung konfrontiert. Bevor die Rohstoffe zu Milch verarbeitet werden, dürfen sie nicht oxidieren oder an Qualität verlieren.

Sind die Pflanzengetränke fertig, können sie nicht nur getrunken, sondern wie Kuhmilch auch zum Backen oder zur Herstellung von zum Beispiel Käse und Joghurt verwendet werden. Wofür die verschiedenen Pflanzengetränke speziell geeignet sind, sehen wir uns nun anhand einiger Beispiele ganz genau an.

Verwendungsmöglichkeiten

Mandelgetränke werden aus Mandelkernen hergestellt, die zuerst geröstet und anschließend zu Mehl zermahlen werden. Dann wird das Mehl je nach Hersteller mit unterschiedlichen Mengen an Wasser verrührt und nach kurzer Ruhezeit wird die inzwischen milchige Mischung abgeseiht. Die fertigen Mandelgetränke sind je nach Mandelanteil beige bis hell cremefarben. Sie haben einen mehr oder weniger nussigen Geschmack, der von der Röstung der Mandelkerne beeinflusst wird, und eine leicht süßliche Note, weil sie oft mit Honig, Zucker und Agavendicksaft gesüßt werden. Geschmacklich eignen sie sich gut für Müslis und Desserts. Zum Backen kann man sie auch verwenden, aber wegen der süßlichen Note eher für Naschgebäck. Alternativ gibt es extra ungesüßte Mandelgetränke, die deutlich mehr Verwendungsmöglichkeiten auch in herzhaften Gerichten bieten. In der Regel haben Mandelgetränke eine cremige Konsistenz, die sich gut in Endprodukten wie Joghurt macht. Das gilt auch für Mondarella, Mozzarella auf Mandelmilchbasis, der cremiger ist als der herkömmliche Kuhmilchmozzarella. Zudem lässt sich ein cremiger Milchschaum erzeugen, der ideal für zum Beispiel Cappuccino oder Latte macchiato ist.

In Kaffee neigen die Mandeldrinks allerdings erstmal zu einer flockigen Konsistenz. Das kann aber vermieden werden, wenn man den Drink erwärmt, bevor man ihn in den heißen Kaffee gibt oder umgekehrt kühlt für Eiskaffee.

Der Milchersatz aus Mandeln wird übrigens auch in der Schönheitsindustrie, etwa in Cremes oder Masken, eingesetzt. Mandelgetränke sind laut einer Umfrage von POSpulse aus dem Jahr 2019 die beliebteste Milchalternative der Deutschen, die von 67,1% der 778 befragten Personen konsumiert wird. 

Den zweiten Platz belegen Sojagetränke, zu denen 53,9% der Befragten greifen. Diese entstehen in der Regel durch das Nassverfahren. Die Sojabohnen werden eingeweicht und danach ausgedrückt. Danach wird die Masse püriert oder vermahlen und die faserigen Bestandteile rausgefiltert. Das fertige Getränk ist leicht gelblich und hat eine etwas dickflüssige Konsistenz, die der herkömmlichen Kuhmilch stark ähnelt. Der Geschmack wird oft als getreidig und nussig beschrieben, während er für manche sehr an Bohnen erinnert und damit nicht jedem gefällt. Viele Hersteller haben deswegen auch süße Varianten im Sortiment. Sojagetränke eignen sich sowohl für Süßspeisen und Müsli als auch für Gebäck, das meist luftig und locker wird. Zudem gibt es Sojajoghurt, der etwas weicher ist als Kuhmilchjoghurt, weshalb manchmal noch Verdickungsmittel hinzugefügt wird. Besonders bekannt ist Tofu, der durch die Zugabe von Gerinnungsmitteln wie Zitronensäure aus Sojagetränken hergestellt werden kann. Sie sind auch für Kaffee gut geeignet und werden in vielen Cafés als Kuhmilchalternative angeboten, unter anderem weil sie eher selten flocken. Sollte dies dennoch passieren, hilft es, eine Sojadrinkvariante mit höheren Fettanteil oder Sojasahne zu verwenden.

Für Hafergetränke werden Haferkörner in der Regel entspelzt, in Wasser eingeweicht und püriert oder gemahlen. Manchmal wird die Masse noch kurz fermentiert und im Anschluss werden die festen Bestandteile rausgefiltert. Es entsteht ein Getränk mit etwas wässriger Konsistenz, das aber wie Kuhmilch eine typische weiße Farbe hat. Hafergetränke schmecken durch das enthaltene Gluten getreidig und auch ungezuckert leicht süßlich, aber generell haben sie ein mildes Aroma. Sie eignen sich zum Backen, aber um sie zum Beispiel zu Joghurt zu verarbeiten, muss Verdickungsmittel hinzugegeben werden, weil er sonst zu flüssig ist. Kaffee verleiht der Haferdrink eine getreidige Note, aber für Milchschaum ist er nicht immer geeignet. Dafür gibt es extra Barista-Hafermilchsorten, unter anderem mit mehr Fett oder weniger Säure, die sich inzwischen sogar für Latte Art eignen. Gluten-Allergiker sollten die Hafergetränke allerdings vermeiden, da sie als einziges pflanzenbasiertes Substitut zu Milch Gluten enthalten. Sie sind laut der Umfrage von POSpulse die drittbeliebteste Milchalternative auf Pflanzenbasis und werden von 49,6% der Befragten gekauft.

Gluten-Allergiker sollten die Hafergetränke allerdings vermeiden, da sie als einziges pflanzenbasiertes Substitut zu Milch Gluten enthalten. Sie sind laut der Umfrage von POSpulse die drittbeliebteste Milchalternative auf Pflanzenbasis und werden von 49,6% der Befragten gekauft.

Neben den hier aufgeführten Hafer-, Soja- und Mandelgetränken gibt es wie eingangs erwähnt, natürlich noch viele andere Varianten, die sich vor allem im Geschmack unterscheiden, wodurch den Konsumenten inzwischen eine große Auswahl geboten wird.

Im Allgemeinen gilt aber für alle pflanzlichen Milchalternativen, dass sie nicht denselben Geschmack, dieselbe Konsistenz und meist auch nicht dieselbe Farbe haben wie Kuhmilch. Dies schreckt Verbraucher, welche die Substitute zum ersten Mal probieren, ab. Der Großteil der Konsumenten hat sich jedoch an den Unterschied gewöhnt und schätzt die pflanzlichen Milchalternativen sehr. Sie schreiben ihnen auch zu, gesund zu sein, da sie weniger tierische Fette enthalten und zum Beispiel Sojadrinks fast so viele Proteine haben wie Kuhmilch.
In Zukunft wird aber vor allem der Faktor Nachhaltigkeit die Verbraucherakzeptanz beeinflussen.

Nachhaltigkeit

Verbraucher achten beim Kauf von Produkten immer mehr auf ihre Umweltfreundlichkeit, weshalb der Konsum davon beeinflusst wird, von wo die Produkte kommen und wie viele Ressourcen sie verbrauchen. Für die pflanzlichen Milchalternativen spricht, dass sie in Sachen Nachhaltigkeit generell besser abschneiden als Kuhmilch, da die Haltung von Kühen sehr Ressourcen intensiv ist.

Wir werfen nun einen intensiven Blick auf die Öko-Bilanz von Mandel-, Soja- und Hafergetränken im Vergleich:

Hafer und Soja können regional angebaut werden, aber noch stammt etwa die Hälfte des weltweit produzierten Bestands aus Südamerika, wo vor allem in Brasilien und Argentinien riesige Flächen Regenwald abgeholzt werden, um Platz für die Sojaproduktion zu schaffen.

Beim Kauf gilt es also auch auf das Herkunftsland zu achten. Wenn die Produkte frei von Gentechnik sein sollen, greift man auf Produkte aus Europa zurück. Mandeln, die meist aus Asien, Spanien und Amerika kommen, haben einen vergleichsweise langen Transportweg. 

Dafür haben Mandelgetränke mit 0,5 Quadratmetern pro Liter den geringsten Landverbrauch, danach kommt Soja mit 0,7 Quadratmetern und knapp darüber Hafer mit 0,8 Quadratmetern. Zum Vergleich: Kuhmilch verbraucht mit 9 Quadratmetern pro Liter mehr als das neunfache an Land.

Auch bei der Produktion von Treibhausgasen schneiden Mandelgetränke am besten ab. Sie erzeugen 0,7 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen pro Liter, Hafergetränke erzeugen 0,9 Kilogramm und Sojagetränke einen Kilogramm, aber damit immer noch weniger als ein Drittel von dem, was ein Liter Kuhmilch produziert (3,2 Kilogramm).

Schaut man sich den Wasserverbrauch an, kommen Mandelgetränke allerdings sehr schlecht weg. Die Produktion von einem Liter Mandeldrink verbraucht 370 Liter Wasser, damit ist dieser Rohstoff der traurige Spitzenreiter unter den pflanzlichen Milchsubstituten. Zum Vergleich: Ein Liter Haferdrink braucht 48 Liter Wasser und ein Liter Sojadrink sogar nur 28 Liter Wasser. Ein Liter Kuhmilch verbraucht allerdings 700 Liter Wasser, fast doppelt so viel wie der Mandeldrink.


Der Vergleich zeigt deutlich, dass man bereits aus einem umfangreichen Sortiment an pflanzlichen Getränken wählen kann, wenn man Wert auf umweltfreundliche Milchalternativen legt.


Pflanzliche Milchalternativen und andere Ersatzprodukte sind schon lange keine Marktneuheit mehr, aber sie werden immer salonfähiger und der Bedarf kann auch von großen Lebensmittelherstellern nicht mehr ignoriert werden. Prognosen zufolge soll sich das Marktvolumen in den nächsten zehn Jahren sogar fast verdoppeln.

Wenn Sie nach Rohstoffen zur Herstellung von Pflanzengetränken wie zum Beispiel Sojabohnen suchen, finden sie diese natürlich auch auf der Plattform von LEROMA.


Let‘s simplify the future of change!

Diese Woche haben wir uns eingehend mit pflanzenbasierten Substituten zu Milch befasst und wir möchten Sie herzlich einladen, nächste Woche auch in unseren Beitrag über tierischen Alternativen zu Kuhmilch reinzuschauen.

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